April 24, 2023Keine Kommentare

Inklusion erreichen: Sichtbarkeit und Repräsentation fördern

Inklusion ist ein Grundrecht – egal ob mit oder ohne Behinderungen. Das fehlende Bewusstsein für Behinderungen in der Gesellschaft hat jedoch zu einer Marginalisierung von Menschen mit Behinderungen geführt. Daher spielen die Sichtbarkeit und gelungene Repräsentation von Menschen mit Behinderungen eine entscheidende Rolle beim Abbau von Barrieren und der Förderung von Inklusion.

Wozu brauchen wir eine angemessenere Sichtbarkeit und Repräsentation von Menschen mit Behinderungen?

Alle Menschen haben unterschiedliche Erfahrungen, Hintergründe und Perspektiven, die wertvoll sind und berücksichtigt werden sollten. Eine ausgewogene Sichtbarkeit und Repräsentation in Politik, Medien, Kunst und Kultur kann dazu beitragen:

  • Vorurteile und Stereotype abzubauen,
  • die Vielfalt der Menschen und ihrer Lebensrealitäten sichtbar zu machen,
  • sowie ein Gefühl der Zugehörigkeit und Teilhabe zu schaffen.

Wenn bestimmte Gruppen systematisch unterrepräsentiert sind, führt dies zu Vorurteilen und Diskriminierung, da ihre Perspektiven und Bedürfnisse zu wenig Beachtung finden.

Menschen mit Behinderungen werden in verschiedenen Lebensbereichen oft übersehen und sind unterrepräsentiert. Dieser Mangel an Repräsentation kann wiederum zu einem Mangel an Verständnis und Empathie gegenüber Menschen mit Behinderungen führen. Schädliche Stereotype und Diskriminierung sind mögliche Folgen. Daher ist es wichtig, dass Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen der Gesellschaft vertreten und sichtbar sind. Die Repräsentation von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen fördert demzufolge Inklusion und Vielfalt.

Die immense Bedeutung der Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft können wir deshalb gar nicht genug betonen! Menschen mit Behinderung in allen Bereichen vertreten und einbezogen zu sehen hilft dabei, Stereotype abzubauen, Verständnis zu fördern und Akzeptanz zu schaffen.

Welchen Herausforderungen begegnen wir im Hinblick auf die Sichtbarkeit und Repräsentation von Menschen mit Behinderungen?

Durch die gelungene Darstellung von Menschen mit Behinderungen als Individuen mit Hoffnungen, Träumen und Herausforderungen können sowohl die Medien als auch Unterhaltungsindustrie dazu beitragen, Stereotype abzubauen und Inklusion zu fördern. Diesbezüglich stehen wir vor folgenden Herausforderungen:

Mangelnde Authentizität

Viele Darstellungen von Menschen mit Behinderung sind nicht authentisch. Sie können stereotyp oder ungenau ausfallen. Oft werden Menschen mit Behinderungen beispielsweise von Schauspieler*innen ohne Behinderung dargestellt. Dies führt schnell zu falschen Annahmen, Missverständnissen und einer negativen Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderungen.

Begrenzte Möglichkeiten

Menschen mit Behinderung sind in den Medien oft unterrepräsentiert. Wenn sie in Erscheinung treten, werden Menschen mit Behinderungen oft in stereotype Rollen wie Bösewichte oder auch inspirierende Figuren gedrängt. Dies beschränkt wiederum die Möglichkeiten, ein weites Spektrum an Talenten und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen zu zeigen.

Mangelnde Vielfalt

Das Leben mit Behinderungen ist eine komplexe und vielfältige Erfahrung. Leider neigen die Medien dazu, nur eine sehr begrenzte Perspektive auf Behinderungen zu bieten. Menschen mit einem weiten Spektrum von Behinderungen unterschiedlicher Ethnien, Geschlechter, sexueller Orientierungen und sozioökonomischer Herkunft sind oft von der medialen Repräsentation ausgeschlossen. Die Darstellung von Menschen mit Behinderungen beschränkt sich meist auf weiße, männliche und gleichzeitig wohlhabende Charaktere. Dies wiederum verfestigt Stereotype und marginalisiert Menschen mit Behinderungen.

Barrierefreiheit von Medien

Menschen mit Behinderungen sind im Hinblick auf den Zugang zu Medien oft mit großen Hürden konfrontiert. Das Fehlen von Untertiteln, Audiodeskriptionen und Möglichkeiten das Internet zu nutzen sind einige Beispiele. Dies kann es für Menschen mit Behinderungen schwierig machen, sich überhaupt mit Medieninhalten zu beschäftigen, sie zu genießen, und in den Medien präsent zu sein.

Stigmatisierung und Diskriminierung

Negative Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Folglich können die Medien diese Einstellungen aufrechterhalten, indem sie Menschen mit Behinderungen als hilflos oder für andere belastend darstellen. Stigmatisierung und Diskriminierung erschweren Menschen mit Behinderungen die uneingeschränkte Teilhabe an der Gesellschaft.

Daher ist es wichtig, dass wir uns weiterhin für eine vielfältige, korrekte Darstellung von Menschen mit Behinderungen in der Medien- und Unterhaltungsindustrie stark machen. Alle müssen sich in den erzählten Geschichten wiederzufinden können!

Beispiele für die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Filmen

Ausgehend von unserer Arbeit haben wir natürlich speziell nach Filmen gesucht, in denen die Hauptcharaktere Elektrorollstühle benutzen - und wir waren ziemlich erfolgreich! Diese und ähnliche Beispiele zeigen anschaulich, welche Bedeutung die Repräsentation und Sichtbarkeit von Behinderungen in der Gestaltung der öffentlichen Wahrnehmung und des allgemeinen Verständnisses einnehmen kann.

"Die Entdeckung der Unendlichkeit " (2014)

In der Filmbiografie "Die Entdeckung der Unendlichkeit" aus dem Jahr 2014 porträtiert der Schauspieler Eddie Redmayne den weltbekannten Physiker Stephen Hawking. Der Film folgt Hawking ausgehend von seiner Zeit als Doktorand in Cambridge. Dort verliebt er sich in seine Kommilitonin Jane Wilde und setzt anschließend seine bahnbrechende Arbeit auf dem Gebiet der Kosmologie sowie seinen Kampf mit der Krankheit ALS fort.

Die fortschreitende Erkrankung schränkt Hawkings Bewegungsradius schließlich fast vollständig ein. Dennoch leistet Hawking bedeutende Beiträge zur Wissenschaft und wird zu einem der einflussreichsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Der Film untersucht auch Hawkings Privatleben und die Herausforderungen, denen er in seiner Beziehung zu Jane gegenübersteht – vor allem, als sich sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert.

"Ein ganzes halbes Jahr" (2016)

Der Film "Ein ganzes halbes Jahr" aus dem Jahr 2016 ist ein romantisches Drama, das von Will (Sam Claflin) und seiner Betreuerin Louisa (Emilia Clarke) erzählt. Größer könnten die Unterschiede kaum sein. Trotzdem entwickeln sie schnell eine starke Bindung. Louisa arbeitet unermüdlich daran, Will, einem Tetraplegiker, die Freude und Schönheit des Lebens nahezubringen.

Dennoch fällt Will schlussendlich die Entscheidung, sein Leben zu beenden – und seine Liebe zu Louisa ermöglicht es ihm, Frieden zu finden. Der Film feiert die Liebe, das Mitgefühl und die Stärke zwischenmenschlicher Bindungen. Er wirft auch wichtige ethische und moralische Fragen über assistierten Suizid auf, also das Recht, zu individuellen Bedingungen zu sterben. Gleichzeitig geht es in diesem dennoch rundum lebensbejahenden Film auch darum, jeden wundervollen Moment ausgiebig zu genießen.

"X-Men: Erste Entscheidung" (2011)

Unser Lieblingscharakter ist sicherlich Charles E. Xavier, auch bekannt als Professor X! In dem Film "X-Men: Erste Entscheidung" aus dem Jahr 2011 wird Xavier im Elektrorollstuhl gezeigt, nachdem er sich eine Schusswunde an der Wirbelsäule zugezogen hat.

Professor X als menschlich zugewandter, erfolgreicher Anführer der X-Men ist ein besonders gelungenes Beispiel für die Repräsentation von Menschen mit Behinderungen. Er stellt gängige Stereotype ganz gepflegt in Frage! Xavier bietet eine positive, auf individuelle Stärken fokussierte Darstellung von Menschen mit Behinderungen und betont klar das vorhandene Potenzial.

Darüber hinaus fällt es vielen Menschen mit Behinderungen leicht, sich mit Professor X zu identifizieren. Der Charakter muss sich mit Fragen der Identität, der sozialen Stigmatisierung und der Diskriminierung auseinandersetzen. Seine Behinderung nutzt Xavier dabei als Kraftquelle. Insgesamt erinnert Professor X daran, dass Behinderungen ein Teil der eigenen Identität sein können, jedoch nicht den Wert oder das Potenzial einer Person definieren.

Was kann ich tun, um die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen?

Das Leben mit Behinderungen ist eine Herausforderung. Obwohl viele Ressourcen zur Verfügung stehen, kann es sich verdammt einsam anfühlen, ein Leben mit Behinderungen zu meistern! Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen mit Behinderung in den Medien und der Gesellschaft allgemein überall vertreten sind. Repräsentation kann dazu beitragen, Stereotype abzubauen, das gegenseitige Verständnis füreinander zu erhöhen und das Zugehörigkeitsgefühl von Menschen mit Behinderungen zu fördern.

Hier bei munevo setzen wir uns für die aktive Förderung von Vielfalt und Inklusion ein. Wir wollen dazu beitragen, Menschen mit Behinderungen sichtbar zu machen und Erfahrungswerte zu teilen. Dafür bitten wir Euch hiermit um Eure Unterstützung!

Ihr habt eine Behinderung und möchtet Eure Geschichte erzählen? Schickt uns Videos und/oder Bilder, die Eure Erfahrungen als Mensch mit Behinderung zeigen. Eure Geschichten sind es wert, erzählt zu werden. Also nur keine Scheu! Wir möchten Eure Videos und Bilder auf Social Media und in unseren Marketingmaterialien zeigen - natürlich nur mit Eurer ausdrücklichen Erlaubnis.

Indem Ihr Eure Geschichten teilt, könnt Ihr andere in ähnlichen Situationen unterstützen. Ihr tragt dazu bei, Barrieren abzubauen und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen. Solltet Ihr Fragen haben (oder uns einfach ein paar nette Zeilen schreiben wollen) sind wir unter marketing@munevo.com gern für Euch da. Wir freuen uns schon sehr darauf, von Euch zu hören.

Danke, dass Ihr uns tatkräftig dabei unterstützt, Vielfalt und Inklusion zu fördern!

Geschrieben von Dana Meichsner

Januar 30, 2023Keine Kommentare

Inklusion erreichen: Behinderungen neu denken

Man könnte meinen, eine solche Sichtweise sei lange passé: aber in den Köpfen vieler Menschen hält sich noch immer hartnäckig die Annahme, dass Menschen mit Behinderungen eine Belastung für die Gesellschaft sind, nichts beizutragen haben und Ressourcen verschwenden, die von anderen besser genutzt werden könnten. Diese negative Sicht ist nicht nur extrem schädlich für Menschen, die mit Behinderungen leben. Sie schafft auch zusätzliche, nicht-materielle Barrieren, die Menschen mit Behinderungen von der Teilhabe ausschließen.

Ein neues Narrativ rund um Behinderungen schaffen

Um ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Menschen ihre einzigartigen Perspektiven einbringen können, müssen wir unsere Sicht auf Behinderungen neu definieren. Beispielsweise können wir bewusst eine Sprache verwenden, die reflektiert ist und Inklusion fördert.

Hier ein paar Beispiele:

  • Anstatt wertende Ausdrücke wie "an Behinderung leidend" zu verwenden, können wir einfach sagen "hat eine Behinderung".
  • Niemand ist "an den Rollstuhl gefesselt". Wir möchten die persönliche Freiheit und Unabhängigkeit betonen, die Assistenztechnik Menschen mit Mobilitätseinschränkungen bietet - und nennen es daher einfach "einen Rollstuhl benutzen" oder "einen Rollstuhl fahren".
  • Über Barrierefreiheit haben wir bereits in unserem letzten Blogbeitrag geschrieben. Ein Rollstuhl hält die Person, die ihn benutzt, nicht davon ab, ein Gebäude zu betreten - es ist das Gebäude, das keine ausreichende Barrierefreiheit bietet.
  • Außerdem möchten wir vielleicht nicht mehr über einen "blinden Fleck" sprechen. Stattdessen können wir sagen, dass es eine "Lücke in der Wahrnehmung" gibt.

Es gäbe noch viele weitere Beispiele für inklusive Sprache. Eine Möglichkeit, Behinderung neu zu definieren, ist die kritische Reflektion der Ausdrücke, die wir verwenden, um über Behinderungen zu sprechen. Im Gegenzug hat die Wahrnehmung unserer Sprache auch einen starken Einfluss auf die Ansichten anderer Menschen.

Die Bedeutung von Vorbildern

Von Diversität geprägte Vorbilder zeigen, wie man auch mit Behinderungen erfolgreich sein und ein schönes Leben führen kann. Sie inspirieren - und helfen, dass Menschen mit Behinderungen sich akzeptiert und in die Gesellschaft einbezogen zu fühlen.

Es gibt viele großartige Vorbilder, denen man beispielsweise auf Social Media folgen kann. So erlebt man deren Perspektive aus erster Hand. Also warum nicht beispielsweise mit unseren Markenbotschafterinnen Saskia und Brook einsteigen?

Sowohl Saskia als auch Brook sind starke Vertreterinnen ihrer Communities. Beide führen ein interessantes Leben und haben viele inspirierende Geschichten zu erzählen. Schaut doch mal bei ihnen rein!

Behinderung und Repräsentation

Repräsentation ist eine weitere Möglichkeit unsere Perspektive auf Behinderungen zu verbessern. Menschen mit Behinderungen in einem realistischen, positiven Licht zu zeigen - sei es in den Medien, in der Kunst oder einfach durch eine sichtbarere Präsenz in unser aller Alltag - kann dazu beitragen, die Art und Weise zu verbessern, wie Menschen über Behinderung denken.

Spannende Beispiele für Repräsentation finden sich in dem Buch "Reframing Disability in Manga" von Yoshiko Okuyama, das bisher leider nur auf Japanisch und Englisch erschienen ist.  Die Autorin analysiert populäre japanische Manga von den 90er Jahren bis heute, die den Alltag von Erwachsenen und Kindern mit Behinderungen in einer ableistischen Gesellschaft darstellen.

Wie Bildung die Wahrnehmung von Behinderung verbessert

Eine weitere Möglichkeit, die Art und Weise, wie wir Menschen mit Behinderungen wahrnehmen, neu zu gestalten, ist Bildung. Behinderungen sind beispielsweise nicht immer sichtbar. Und nur weil jemand nicht „behindert aussieht“, heißt das nicht, dass die Person es nicht ist. Es ist also sehr wichtig, darüber aufzuklären. Auch etwas über die verschiedenen Arten von Behinderungen zu erfahren und wie sie sich auf das Leben einer Person auswirken können, wäre ein zu vermittelndes Lernziel.

Das Disability Center von UA Little Rock (leider nur auf Englisch) ist ein großartiges Beispiel für Ressourcen zum Reframing von Behinderungen. Diese Ressourcen können dabei helfen, Behinderungen weniger als Belastung oder Einschränkung zu sehen, sondern vielmehr als Chancen für gemeinsames Wachstum, Lernen und Anpassung umzudeuten.

Hindernisse und Chancen

Erst wenn wir es schaffen, unsere Sicht auf Behinderungen von den negativen Aspekten und Einschränkungen zu lösen, können wir individuelle Unterschiede annehmen und die Vielfalt wirklich feiern. Das macht den Weg frei für eine Zukunft, in der die Inklusion aller Menschen in unsere Gesellschaft selbstverständlich wird.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Art und Weise, wie die Gesellschaft Behinderung sieht, neu zu gestalten. Indem wir unser gegenseitiges Verständnis, unsere Kommunikation und die Bildung sowie die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen verbessern, können wir dazu beitragen, eine von Inklusion geprägte Welt für alle zu schaffen.

Die Geschichte von Menschen mit Behinderungen gehören mit Fokus auf Integration, Empowerment und Lebensqualität neu erzählt. Wichtig ist also, dass wir uns mehr auf die positiven Seiten konzentrieren.

"Die interessantesten Leute sind diejenigen, die in keine Schublade passen. Sie sind diejenigen, die ihre eigenen Kategorien erschaffen."

Dr. Temple Grandin, US-amerikanische Akademikerin und Tierverhaltensforscherin mit Autismus

Unsere Gesellschaft sieht schon viel zu lange auf Menschen mit Behinderungen als bemitleidenswert und unfähig herab. Wie wir über Behinderung denken und sprechen, können wir ganz bewusst neu gestalten.

Essenziell dafür ist Inklusion. Inklusion kommt nicht nur Menschen mit Behinderungen zugute: indem wir Menschen mit Behinderungen in alle Lebensbereiche einbeziehen, schaffen wir eine tolerantere, verständnisvollere Welt für uns alle. Wir eröffnen damit neue Möglichkeiten und Perspektiven, die uns alle nachhaltig beeinflussen und positiv verändern werden.

Geschrieben von Dana Meichsner

Demnächst...

In unserem nächsten Blogbeitrag sprechen wir über Ableismus und seine Abschaffung. Ihr wollt über Updates auf dem Laufenden bleiben? Abonniert jetzt unseren munevo Newsletter - wir werden nicht spammen oder nerven, versprochen.

Dezember 9, 2022Keine Kommentare

Inklusion erreichen: Barrierefreiheit

Wir haben bereits mehrfach darüber geschrieben, wie wichtig Assistenztechnik für ein unabhängiges Leben und Teilhabe in allen Bereichen der Gesellschaft ist. Erst kürzlich hat Apple ein erstaunliches Video mit vielen Beispielen veröffentlicht, in dem Technik, die wir alle kennen (und verwenden), konsequent zum Einsatz kommt, um Menschen mit Behinderungen im Alltag zu unterstützen. Das Video vermittelt sehr anschaulich und eindrucksvoll, wie das persönliche Umfeld passend zu den eigenen Bedürfnissen barrierefrei gestaltet sein kann.

Barrierefreiheit und Lebensqualität

Jede*r von uns hat andere Fähigkeiten. Und doch gibt es Dinge, die für uns alle gleich wichtig sind: Kontakt zu halten und Zugang zu haben, dass etwas einfach zu bedienen und zu erreichen ist, dass man leicht verstanden und als Person wertgeschätzt wird. Ursprünglich bezog sich der Begriff „Barrierefreiheit“ vor allem auf eine barrierefreie Gestaltung von Gebäuden und andere, eher statische Maßnahmen. Heute geht es darum, die Bedürfnisse und Wünsche aller Menschen ganzheitlich zu erfüllen. Kurz gesagt: Sicherheit und Lebensqualität stehen im Fokus.

„Jede*r sollte aus freien Stücken entscheiden dürfen, wann was gegessen wird, wann man ins Bett geht und wie man wohnen will. Menschen mit Behinderung haben genauso ein Recht darauf, in einer schönen Wohnung zu leben wie Menschen ohne Behinderung."

Raul Krauthausen, Autor und Aktivist

Krauthausen macht es deutlich: während wir sowohl gesamtgesellschaftlich betrachtet als auch individuell durchaus danach streben, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zu erfüllen, wird das allgemeine Recht von Menschen mit Behinderungen auf Selbstbestimmung oft missachtet – selbst mit den besten Absichten. Unterstützung und Hilfe für ein unabhängiges Leben zu benötigen bedeutet nicht, dass eine Person mit Behinderungen die gesamte Kontrolle über ihr Leben aufgeben muss. Es liegt in unser aller Verantwortung, auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen einzugehen: zu deren ureigenen Bedingungen. Kommunikation und Respekt sind die Schlüssel zu gelungener Inklusion. Ermächtigung liegt in der Freiheit, Lebensentscheidungen zu treffen und sie konsequent umsetzen zu können. Als Gesellschaft und als Einzelpersonen müssen wir diese Ermächtigung für alle ermöglichen.

Wie erreichen wir Barrierefreiheit?

Ein breites Spektrum an Maßnahmen ist möglich: strukturell betrachtet gehören beispielsweise taktile Bodenindikatoren mit Rillen und Knöpfen als Leitsystem für nicht sehende und anderweitig sehbehinderte Menschen dazu. Software wie Screenreader sorgen für Barrierefreiheit, indem sie auf dem Bildschirm angezeigte Informationen in Sprachausgabe und Brailleschrift umwandeln. Auch spezielle Vergrößerungsprogramme können hilfreich sein. Eine Kombination aus baulichen Maßnahmen und Hardwareunterstützung ist beispielsweise ein induktives Hörsystem, bei dem ein Mikrofonsignal – wie das einer sprechenden Person in einem Hörsaal – an die Hörgeräte der Personen im Raum weitergeleitet werden kann. Es gibt Rollstuhlrampen in den meisten öffentlichen Gebäuden. Ein Rollstuhl selbst ist Assistenztechnik, die viel Barrierefreiheit bietet. Nicht weniger, aber auch nicht mehr nicht mehr.

"Vor einer Woche sprach jemand über mich als "der Rollstuhl". Ich bin aber nicht nur mein Hilfsmittel. Ich bin nicht nur "der Rollstuhl" oder "die Behinderte"! Ich bin ein Mensch, eine Person, eine Frau, eine Schwester, eine Freundin, eine Tochter und vieles mehr... Jeder Mensch ist einzigartig, und anders zu sein sollte normal sein. Vergesst das nicht!"

Saskia Melches, Aktivistin

Im öffentlichen Raum schreiben Gesetze eine barrierefreie Infrastruktur vor. Dennoch wissen wir alle, wie es ist, an einem Bürgersteig festzustecken und die Straße nicht überqueren zu können, weil Autos unseren Weg blockieren, wo sie nicht parken sollten. Wir alle wissen, was es bedeutet, vor kaputten Aufzügen und Rolltreppen zu stehen oder sich vor einer langen Treppe wiederzufinden, an der kein Weg vorbeiführt. Wir alle wissen, was es bedeutet, eine Tür nicht öffnen zu können, weil uns vielleicht die notwendigen Mittel dafür fehlen - weil wir zum Beispiel etwas tragen oder weil wir aufgrund von Krankheit oder anderen körperlichen Voraussetzungen einen Rollstuhl benutzen und keine Kontrolle über unsere Hände haben. Einige Beispiele genügen bereits. Zwar verfügen wir alle über unterschiedliche Ressourcen, um Barrieren zu überwinden. Aber Barrierefreiheit betrifft uns alle. Wir alle können also von Barrierefreiheit profitieren!

Barrierefreiheit schließt auch die Barrierefreiheit von Online-Inhalten ein

Die erste Hürde für den Zugriff auf Online-Inhalte ist natürlich, ein vernetztes Gerät zu besitzen und es entsprechend bedienen zu können. Barrierefreiheit im Internet ermöglicht es Menschen mit Behinderungen, ein Online-Angebot so einfach und selbstständig wie möglich zu nutzen. Für barrierefreies Webdesign müssen grundlegende technische Aspekte wie unterschiedliche Webbrowser-Versionen, Betriebssysteme oder Bildschirmgrößen von Geräten berücksichtigt werden. Zudem sollten die Inhalte einer Website für jeden auffindbar und nutzbar sein.

Ein barrierefreies Webdesign muss auch berücksichtigen, dass Menschen mit Behinderungen die Inhalte möglicherweise nicht gut oder gar nicht sehen oder hören können - oder anderweitig kognitiv und/oder motorisch beeinträchtigt sind. Einfache Sprache ist eine Möglichkeit, Barrierefreiheit zu gewährleisten. Für die Nutzung einer Website können technische Hilfsmittel erforderlich sein. Das World Wide Web Consortium (W3C) hat einen Standard geschaffen: Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) geben Orientierung an den verschiedenen Anforderungen an barrierefreie Websites. Die WCAG werden kontinuierlich aktualisiert und befinden sich derzeit in der dritten Iterationsphase. Barrierefreies Webdesign ist also essenziell, aber leider noch immer nicht so verbreitet, wie es sein sollte – oft aufgrund mangelnden Bewusstseins und/oder Scheu vor dem Aufwand.  So richtig spannend wird es dann, wenn beide Elemente zusammenkommen: barrierefreie Gestaltung der Umgebung und barrierefreies Webdesign. Google hat erst kürzlich ein großartiges Beispielvorgestellt, wie man die jeweiligen Vorteile miteinander verbinden kann. Es gibt nun mehr Funktionen für Barrierefreiheit in Google Maps.

Lasst uns die Zukunft barrierefrei gestalten!

Zusammenfassend können wir also feststellen, dass sinnvolle Ansätze und (vor allem technischer) Fortschritt durchaus schon vorhanden sind. Für viele von uns, die täglich mit noch unüberwindbaren Barrieren zu kämpfen haben, dauert die Umsetzung notwendiger Maßnahmen aufgrund des mangelnden Bewusstseins für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen jedoch viel zu lange. Es bleibt deutlich Raum für signifikante Verbesserungen. Umgebungen jeglicher Art müssen so gestaltet werden, dass sie alle Menschen so schnell wie möglich einbeziehen. Lasst uns gemeinsam die Dinge ins Rollen bringen!

Geschrieben von Dana Meichsner